Jedes Auto hat ein Gesicht: mal niedlich, mal raubtierhaft. Aber habt ihr auch schon eine schreiende Paprika, einen traurigen Wasserhahn oder ein lachendes Haus gesehen? Dieser Fehler der Gesichtserkennung im Gehirn nennt sich wissenschaftlich “Pareidolie” – es geht also nicht nur dir so!
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Falls ihr mal wieder mit einem Fachwort glänzen wollt: Der Begriff Pareidolie leitet sich von den griechischen Wörtern “para” (daneben, vorbei) und “eídōlon” (Form, Erscheinung, Bild) ab und lässt sich als abweichende Wahrnehmung im Sinne von “Trugbild” übersetzen.
Es gibt Experimente, die nahelegen, dass sogar bereits Ungeborene im Mutterleib auf gesichtsähnliche Lichter reagieren und auch Rhesusaffen interessieren sich verstärkt für Gesichter. Diese Neigung ist also höchstwahrscheinlich angeboren und wahrscheinlich evolutionär darin begründet, dass es überlebenswichtig sein konnte. Man musste ja einen Baum von einem Feind unterscheiden können und nicht ausversehen (sondern höchstens mit Absicht) in das Geschwisterchen anstatt in den Apfel beißen!
Unser Gehirn ist außerdem darauf programmiert, den Gegenüber innerhalb von Millisekunden einzuschätzen. Dazu gehören auch Interpretationen über Geschlecht, Alter und Stimmungslage – ist der Partner gerade in Paarungsstimmung oder eher nicht? Was ursprünglich dazu nützlich war, den Haussegen nicht unnötig in Schieflage zu bringen, trägt aber auch solche Blüten, dass wir Emotionen nicht nur in Tiere sondern auch in unbelebte Gegenstände hinein deuten. Scheinen Mülleimer nicht irgendwie immer unglücklich zu sein? Dazu braucht es nicht viel mehr als zwei Punkte, ein Strich und eine Klammer : – )
Das schönste Beispiel für die Nutzung dieser überbordenden Fantasie ist doch, Figuren in Wolkenformationen zu erkennen und sich vielleicht sogar eine Geschichte dazu auszudenken.
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So wie es in diesem super süßen Buch über Cloud-Babies gemacht wird:
Nach Ansicht von Experten ist das weit verbreitete Phänomen auf die Mischung aus einer optischen Täuschung und der Erwartungshaltung des Betrachters zurück zu führen. Wir filtern ja unser Umfeld ständig durch unserer eigene (manchmal rosarot gefärbte) Brille und der Kopf ist besonders clever darin, sich fehlende Informationen zusammen zu reimen – egal wie abstrakt sie manchmal sind.
Nervöse, angespannte und zu Neurosen neigende Menschen tendieren noch viel stärker dazu, illusorische Gesichter in Mustern zu erkennen – sie wittern bereits Gefahren und sehen sprichwörtlich Gespenster, wo keine sind. Auch Frauen mit einem größeren Interesse an sozialer Interaktion, neigen häufiger zu dieser Fehlsicht als Männer. Und nicht ganz überraschend, kommt es unter stark religiösen Menschen gehäuft zu Heiligen-Sichtungen. Ich erinnere mich an einen ziemlich teuren gammligen Käsetoast mit Mutter Maria darauf. Mir wäre ja eine Scheibe Ananas stattdessen lieber, aber das wird vielfach als gotteslästerlich nicht nur unter Italienern angesehen. Auch in Kartoffel-Chips wurde schon der Geist von Elvis Presley gesichtet.
Hier eine kleine Auswahl an gesichteten Gesichtern:
Wie eine Studie des “National Institute of Mental Health” in Bethesda / USA erwies, gibt es die bemerkenswerte Tendenz, in wenig aussagekräftigen Gesichtern (wie bei unbelebten Objekten, wo es nur Augen und Mund bedarf) viermal häufiger einen Mann zu erkennen. Vielleicht weil wir bei Frauen komplexere Merkmale erwarten würden oder wir gesellschaftlich darauf trainiert sind, den Mann als ‘Standard-Geschlecht’ anzusehen. Man ist sich darüber uneinig und das wäre noch mal einen separaten Beitrag wert. Jedenfalls braucht ein Smiley genauso wie Mickey Maus eben noch Lippenstift, Wimpern oder eine Haarschleife, um als weiblich zu gelten.
In der Kunst-Szene nutzt man zumindest die menschliche Tendenz, alles zu vermenschlichen, mit dem sogenannten Eyebombing und klebt in einer Guerilla-Aktion an sämtliche Objekte, die sich dessen nicht erwehren können, lustige Kulleraugen. Ich mag die Idee, auf solche Art die Stadt zu verschönern und den Passanten bei zufälligem Entdecken ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

Neben der visuellen Pareidolie gibt es übrigens auch noch das Phänomen der akustischen Fehlwahrnehmung, bei der Worte und Stimmen in Hintergrundgeräusche hinein gehört werden – zum Beispiel das Wispern des Windes im Blätterdach, das plötzlich deinen Namen ruft… *huhu*
Ich hatte wieder einen akuten Anfall von “Pareidolie” und dokumentiere hier für euch meinen Verfolgungswahn der letzten Zeit. Immerhin sind Krankheitsbilder sonst eher selten so amüsant.
Lasst euch nicht anstecken. Ansonsten hilft nur noch: den Gesichtern überall mit einem Lächeln zu begegnen. 😉
Eine spezielle Form der Pareidolie ist das “Zahlen-Synchronizitäts-Phänomen”, bei denen Menschen sich besonders von bestimmten Zahlenkombinationen angezogen fühlen. Dieses Phänomen kann von Person zu Person variieren, je nachdem, welche Zahlen oder Symbole für sie persönlich eine Bedeutung haben.
Mir fällt zum Beispiel immer wieder die Uhrzeit 22:22 auf und plötzlich sehe ich die Zahl überall – egal ob auf dem Handy, dem Backofen oder sogar auf einem Nummernschild. Es ist wie magisch, als hätte sich das Universum nach meinem Fokus ausgerichtet.
Man könnte glatt glauben, einer Verschwörung auf der Spur zu sein – wie Jim Carry in dem Film “Number 23“. Doch am Ende wird man nur verrückt dabei!
Autor: SmileGlobetrotter
Quellen: