Dive Pirate Camp

Piraten Insel

Der wahrscheinlich coolste Platz, an dem ich je geschlafen habe, war auf dem Dach eines zerstörten Hotels auf einer winzigen Insel mitten im pazifischen Ozean. Wie man so einen speziellen Ort finden kann? Gar nicht! Man wird von ihm gefunden…

Oder in meinem Fall: Ich wurde bei meinem Island-Hopping auf den Philippinen von einem übereifrigen Tour Guide kurzerhand in ein Taxi-Boot gesetzt und der Fahrer hatte irgendwie genauso wenig verstanden wie ich, wo es eigentlich hingehen sollte. Aber die Piraten-Insel lag scheinbar auf seiner Route nach Hause und für Umwege oder Rückfragen blieb keine Lust mehr.

Zumindest wurde ich dort freundlich willkommen geheißen als man mich aussetzte – und von einem Wasserhund (muss wohl eine spezielle Rasse sein, die sich an das juckende Salz im Fell gewöhnt hat) auf etwaige fleischhaltige Substanzen in meinem Gepäck kontrolliert.

Das tierische Begrüßungskomitee

Sowie von einem sehr überrascht drein blickendem jungen Pärchen, das noch mitten in den Aufräumarbeiten steckte, nachdem ein kräftiges Unwetter das kleine Hotel auf der kleinen Insel von ihren wahrscheinlich ebenfalls kleinen Großeltern verwüstet hatte.

Auf den Philippinen heißt ein Sturm übrigens "Bagyo". Wenn man hier umherreist sollte man das wissen und außerdem wo man Mittel gegen Seekrankheit bekommt . Weil die Haupttransportwege nun mal alle auf dem Wasser liegen.

Es gab also keine Zimmer, kein Restaurant, keinen Supermarkt und auch keine hier regelmäßig oder zufällig vorbeikommenden Wasser-Busse. Das einzige, was sie mir als ungeplantem Gast in ihrer Gastfreundschaft anbieten konnten, war eine große Matratze mit einem mobilen Mosquitonetz auf dem Dach ihrer Ruine. Und mir blieb nichts anderes übrig, als diese Gelegenheit zu genießen, an einem kleinen Fleckchen Paradies auf Erden sein zu dürfen – und unter freiem Himmel mit Blick auf das türkise Korallenriff und den unbewohnten Inseln drum herum zu übernachten. Wie traumhaft!

Bett mit Blick aufs Wasser

Zum Abendessen gab es noch frisch gefangenen Fisch vom Grill, der – wie mir stolz und ausführlich berichtet wurde – wegen seinem so delikaten Fleisch schon ziemlich überfischt ist und unter Artenschutz steht. Also eine weitere Kleinigkeit an diesem Ort, die mir sicher kein zweites Mal geboten werden kann.

Während ich den nächsten Tag mit ausgiebigem Planschen in dieser Lagune verbrachte, versuchte mein Gastgeber über Funkgerät jemanden zu erreichen, der vielleicht auf seinem Weg hier vorbei kommen und noch einen Platz für einen Passagier haben würde – leider, leider erfolglos.

Das Korallenriff vor der Insel

Mir kam das recht gelegen, bestand doch keine Eile zum weiter ziehen. Man verliert irgendwie ganz schnell sein Gefühl für Zeit, wenn man fern ab von der ganzen Hektik der modernen Welt und stattdessen mitten in der Natur mit ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten ist. So bot ich zumindest meine Hilfe an und beteiligte mich an den verschiedenen Aktionen, wie Schutt wegräumen, Zimmerwände streichen, mit den Wasserhunden im Wasser spielen und natürlich beim Kochen als Vorkoster zur Verfügung zu stehen.

Hier durfte ich zum ersten Mal in den Genuss von traditionell zubereiteter Jackfruit kommen. Inzwischen kennt man sie auch in Europa als Alternative zu Fleisch (gibt es z.B. bei dm). In ihrem Geschmack und der Konsistenz war sie dem Hühnchen so ähnlich, dass sich sogar die Hunde davon täuschen ließen und mit Freuden vom veganen Eintopf naschten.

Jackfrucht wird geöffnet – photo @ http://www.britannica.com

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Das Schlafen unter freiem Himmel hat allerdings auch so seine Tücken. Davon abgesehen, dass die Sonne einem schon sehr früh und sehr unerbittlich ins Gesicht scheint, schenkte mir der philippinische Wettergott auch einmal einen fröhlichen Regenschauer. So verbrachte ich nachts ein paar Stunden staunend unter einem Sonnensegel und beobachtete das Spiel der Wassertropfen.
Darüber hinaus ist man nicht vor wilden Tieren geschützt, die einem spontan einen Besuch abstatten könnten.

Cat in the bed

Nach nur wenigen Tagen mussten wir dann aber alle drei notgedrungen in die Zivilisation zurück, denn das wertvolle Trinkwasser ging langsam zur Neige. Ich beteiligte mich selbstverständlich am teuren Sprit und der jung gebackene Hotelbesitzer holte sein eigenes Motorbötchen hervor. Dann verabschiedete ich mich doch mit einem ziemlich wehmütigen Gefühl von der Piraten-Insel, in dem Wissen, dass es eine unvergleichliche Erfahrung war. Und ich wünschte dem Paar viel Glück beim Wiederaufbau des Tauch-Resorts. Zwar sind die Chancen reichlich gering, aber wer weiß: vielleicht bietet sich doch noch einmal die Gelegenheit, wieder hierher zu kommen. Für den Fall habe ich mir eine Schatzkarte gezeichnet!

Die Piraten-Insel im Meer

Autor: SmileGlobetrotter

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.