Weihnachtspost

Ob Spielzeugauto, Teddybär, das neueste Smartphone oder ein kleines Schwesterchen – die Wünsche der Kinder sind vielfältig. Was bietet sich also besser an, als einen Brief mit dem persönlichen Wunschzettel zu schreiben?

Genau wie Lebkuchen, Tannenzweige und Kerzen gehört der Wunschzettel vielerorts zur Tradition des Weihnachtsfestes dazu – mal an den Nikolaus, das Christkind, die fleißigen Wichtel vom Weihnachtsmann oder an Jesus höchst selbst. Und die frühesten Briefe lassen sich in Deutschland bereits bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen.

Weihnachtsbriefe als Danksagung

Doch damals ging es noch nicht so sehr um die Wünsche der Kinder und die Adressaten waren die eigenen Eltern oder Paten.

Lehrer und Pfarrer kauften im Auftrag des Vormundes kunstvoll verzierte Vorlagen und sorgten dann für den frommen Inhalt: Die Kinder sollten sich in schwülstigen Lobreden für ihre Erziehung bedanken, Gehorsam loben und um Gottes Segen bitten.

Als pädagogische Erziehung, wurden die Briefe oft auch noch auswendig am Heiligabend vorgetragen.

“Lob durchdringt jetzt meine Glieder.” Den “werthgeschätzten Aeltern” wünscht Hanns Wullenweber aus Lockstädt 1809 für das neue Jahr Gottes Segen, Frieden und Lebenskräfte.

Später gab es auch an den Volksschulen entweder vorgedruckte Wunschzettel oder ein Gedicht des Lehrers, das alle abzuschreiben hatten. Vielleicht erinnert sich der ein oder andere noch an ähnliche Aufgaben in seiner Grundschulzeit?

Die Dekoration in den Briefen änderte sich zunächst von christlichen Szenen wie der Krippe und Maria mit Joseph zur bürgerlichen Weihnachtsstube und der Arbeiterfrau mit ihren Kindern. Es tauchte zum ersten Mal der Weihnachtsbaum darin auf – der im Ausland als typisch deutsch angesehen wurde.

Der kommerzielle Nutzen

Schließlich entdeckte die deutsche Spielwarenindustrie in der Mitte des 19. Jahrhunderts die Weihnachtsbriefe für sich und erfand eine geniale Marketing-Idee:

Hersteller und Händler druckten Blätter, auf denen bildlich ihr Angebot dargestellt war. Die Kinder brauchten ihre Wünsche nur noch zu markieren. Und damit es der Weihnachtsmann nicht so schwer hatte, sind gleich die Angaben von Preis und Namen des Kaufhauses mit darauf notiert gewesen.

“Dir du liebes Christkindlein, send ich meine Wünsche ein; Geh zu Karstadt, Nikolaus, und suche mir das Schönste aus.” Briefwunschbogen des Kaufhauses Karstadt, um 1930

Nun prägt wieder der Fokus auf den Gabenbringer das Bild der Wunschzettel: So sieht man das Christkind mit seinen Engeln, das Geschenke bringt oder den Weihnachtsmann mit seinem großen vollen Sack.

Auch in der heutigen Zeit noch werden häufig die gewünschten Produkte in Spielzeug-Katalogen angekreuzt oder ausgeschnitten und aufgeklebt. Es geht so weit, dass man sich inzwischen online mit Hilfe von Apps die konkreten Wünsche zusammenstellen und per Mail an den Weihnachtsmann verschicken kann. Dieser hat selbstverständlich inzwischen auch am Nordpol WLan-Empfang und einen Premium-Account bei Amazon.

Deutsche Post – Weihnachtsfilialen

Ganz so weit muss man seine Post allerdings gar nicht reisen lassen und man kann auch den gewissen Zauber von Weihnachten erhalten. Allein in Deutschland gibt es sieben weihnachtliche Spezialpostämter, die für diesen Zweck im Winter reserviert sind:

Himmelpfort und Himmelsthür für den Weihnachtsmann.

Engelskirchen und Himmelpforten und Himmelstadt für das Christkind.

Nikolausdorf und St. Nikolaus für den Nikolaus.

Hunderttausende Briefe, Karten und Wunschzettel aus über 120 Ländern trudeln dort Jahr für Jahr ein. Die meiste ausländische Post kommt aus China, Polen und Russland – sogar aus Neuseeland, Brasilien und Togo gab es schon welche. Ehrenamtliche Helfer machen es sich zur Aufgabe, in den unterschiedlichsten Sprachen zu antworten – für Blinde auch in Brailleschrift.

Dabei feiert Himmelpforten in Niedersachsen dieses Jahr sein 60stes Jubiläum. 1962 gab ein Vater seiner ungeduldigen Tochter Bärbel den Rat, dass sie doch mit ihren zahlreichen Fragen einen Brief an den Weihnachtsmann schreiben solle. Und dieser landete prompt im Postamt beim damaligen Leiter Helmut Stolberg, welcher sich die Mühe machte, auf einem reichgeschmückten Briefbogen handschriftlich zu antworten.

Als das Stader Tageblatt von dieser Weihnachtsaktion berichtete, wurde der Grundstein einer neuen Tradition gelegt. Es verbreitete sich über Mundpropaganda, schließlich durch Funk und Fernsehen sogar weit über die Landesgrenzen und Europa hinaus – dass man seine Briefe nach Himmelpforten schicken und vom Weihnachtsmann eine Antwort bekommen kann.

Was zunächst durch Freunde und Familie auf ihren Schreibmaschinen und mit Spenden realisiert wurde, bekam bereits 5 Jahre später Unterstützung durch die Postverwaltung. Es wurde ein eigener Poststempel eingeführt und alle Portokosten übernommen.

Am 15. November ist der Weihnachtsmann laut der Deutschen Post auf seinem E-Scooter erneut nach Himmelpfort gereist, um dort wie jedes Jahr die zahlreiche Fanpost zu lesen. Und das Christkind hat seine Arbeit in Engelskirchen aufgenommen:

Es arbeiten heute viele fleißige Helferlein dort und andernorts, um auch weiterhin alle Einsendungen pünktlich bis zum Weihnachtsfest beantwortet zu haben (nicht alles kommt von Kindern, es schreiben auch Erwachsene über ihre persönlichen Sorgen und Wünsche). Und dann muss sich der Weihnachtsmann genauso wie das Christkind wieder auf den Weg zurück in die eigene Heimat machen.

Ich weiß aus persönlicher Erfahrung, als meine kleine Schwester einen Brief adressierte an “Weihnachtsmann am Nordpol”, dass auch dieser irgendwie seinen Weg gefunden hatte. Das unerwartete Antwortschreiben auf rotem Papier sorgte noch viele Jahre für leuchtende Augen und den Glauben an Wunder!

Autor: SmileGlobetrotter

Quellen:

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