Überall wo ich war, haben mich stets Tiere des Weges begleitet. Manche ein längeres Stück und manche leider nur sehr kurz. In Gedenken an eine außergewöhnliche Tierfreundschaft hier meine Begegnung mit Amadeus und Blacky:
Blacky

“Blacky” war ein riesiger Kuschelbär – Eigentlich ein komplett weißer, abruzzesischer Schäferhund. Diese Rasse ist dazu bestimmt, eine Herde von Schafen alleine (ohne menschliche Begleitung!) durch die weiten und unwegbaren Gelände der Berge von Abruzzo zu führen. Dazu wachsen sie normalerweise zusammen mit den Schafen auf. Diese halten sie dann wohl für ihre etwas einfältigen, aber nichts destotrotz liebenswerten Verwandten, die beschützt werden müssen.
Es ist also eine Rasse, die wahnsinnig klug und selbstständig ist. Im Gegensatz zu anderen Hunden kann man ihnen keine Tricks beibringen. Sie verstehen zwar, was man von ihnen will, aber sie haben einfach ihren eigenen Kopf und meistens keine Lust darauf. Stattdessen durchstreifen sie lieber weite Areale und beobachten wachsam die ihnen anvertraute Gruppe.
Nun hatte Blacky das Pech, in den Besitz von einem Herrchen zu kommen, der viele Jahre nicht auf seinem Landgut lebte und die Versorgung all der Tiere nur einem armen kleinen Italiener überließ, der mit dem eigenen Job schon genug ausgelastet gewesen wäre.
Blacky wurde also an eine Kette gelegt und hatte nur ein paar Meter freien Auslauf. Und das auf einem betonierten Hinterhof ohne Blicke auf die weiten Hügel direkt dahinter.
Amadeus

Seine einzige Gesellschaft war eine Katzenfamilie. Dazu gehörte der Siam-Kater “Amadeus”, sowie seine Katzen-Frau ohne Namen. Der Kater war ein äußerst hübsches Tier, ursprünglich zur weiteren Zucht von reinrassigen Kätzchen gedacht. Er wurde ebenfalls hier ausgesetzt in Ermangelung einer guten Betreuungsmöglickeit durch die Besitzerin, da diese in ihrem eigenen Appartement bereits über 20 Katzen hatte und es dort regelmäßig zu Streitereien kam.
Das bereitgestellte Hundehäuschen war nix für Blacky, der schlief bei Wind und Wetter lieber auf einem kleinen Geröllhaufen. So durfte sich Amadeus mit seiner Katzendame dorthin zurück ziehen. Und es dauerte nicht lange, da kamen natürlich auch ein paar süße Kätzchen zu dem Pärchen dazu. Eines mit einer Batman-Maske und das andere mit einer Piraten-Klappe im Gesicht. 😀


Freunde fürs Leben
Die beiden ungleichen Männchen wurden ein Hundeherz und eine Katzenseele. Man konnte sie oft zusammen dösen sehen und ich stelle mir gern vor, dass Amadeus von seinen Streifzügen berichtete und die Welt hinter den Mauern für Blacky in bunte Farben tauchte. Dieser versorgte dann auch mal hingebungsvoll die Wunden des Katzenkumpels, wenn dieser sich mal wieder geprügelt hatte.

Als ich in dieses Landgut gezogen bin, wurde ich derartig herzlich von dem Hütehund in Beschlag genommen, dass er mich wortwörtlich des Öfteren umhaute. Ich versuchte mit ihm lange Spaziergänge zu machen, was nicht einfach war, da ich keine Erfahrung mit Hunden hatte und er nie an die Leine gewöhnt wurde. Aber wir machten das beste daraus, und ich durfte mich kaum ein paar Meter weit entfernen. Wenn ich Anstalten dazu machte, dann setzte er sich einfach demonstrativ auf meine Füße oder stand mir im Weg. Alles was er wollte, war Zuwendung, die er so selten zuvor bekommen hatte.


Auch Amadeus war sehr zutraulich, holte sich seine regelmäßigen Streicheleinheiten bei mir ab und fühlte sich wie der Herr im Hause.

Ein jähes Ende
Leider hatten wir nicht viel Zeit miteinander.
Wahrscheinlich durch das schlechte Essen (immer nur Nudeln mit Tomatensoße – es war schließlich ein italienischer Hund!) und das triste Leben, hatte Blacky im Alter von gerade einmal 5 Jahren bereits schlimm wuchernden Hautkrebs. Wir versuchten dem mit einer OP Einhalt zu gebieten, aber die Tortur hatte sich letztendlich nicht ausgezahlt.
Der lebensfrohe und immer verspielte große Teddy wollte sich eines Tages nur noch verkriechen und nichts mehr fressen. Er war so schwach, dass ich ihn kaum von der Straße fort bewegen konnte. Und da wurde mir klar, dass es Zeit war, Abschied zu nehmen.
Auf seinem Lieblingsplatz – dem Schotterhügel, der inzwischen vor das Haus verlegt worden war – hat er zum letzten Mal seine Augen geschlossen und in unserer Gesellschaft die einschläfernde Spritze vom Tierarzt bekommen.

Erst Tage später ist mir aufgefallen, dass uns seit dem Tag auch Amadeus verlassen hatte. Ich habe keine Ahnung, wo der Kater hin ist und was aus ihm wurde. Aber ich denke, dass er ohne seinen Freund Blacky wohl nicht mehr auf unserem Hof bleiben wollte oder konnte. So trauerte ich um beide – um diese innigen Freunde. Und ich weiß, die Zeit war etwas Besonderes mit ihnen, für die ich dankbar sein kann!
Autor: SmileGlobetrotter