Luwak – Kaffee liebende Katzen

Wie kommt man auf die Idee, aus den Exkrementen von Tieren eine Delikatesse zu gewinnen? Und wie kann man sicher sein, dabei nicht beschissen zu werden?

Beim “Kopi Luwak” – oder umgangssprachlich auch Katzenkaffee genannt – bezahlt man locker über 50€ für eine Tasse aus den erlesenen, exquisiten Kaffeebohnen. Das macht ihn zum teuersten Kaffee der Welt. Dann sollte man auch wissen, worauf man sich dabei einlässt.

Kopi” ist einfach das indonesische Wort für Kaffee und “Luwak” bezeichnet unter den Einheimischen eine spezielle Schleichkatzenart aus dem tropischen Regenwald, den “Fleckenmusang“.

Der tierische Produzent

Der Fleckenmusang ist ein typisches Katzentier. Es wird etwa einen halben Meter lang und hat einen ebenso langen Schwanz, mit dem es super klettern und springen kann. Wie der Name schon nahe legt, hat es klassische dunkle Flecken im Fell und eine waschbär-ähnliche Maske im Gesicht. Außerhalb der Paarungszeit lebt es einzelgängerisch und auch gerne in der Nähe des Menschen. Tagsüber liegt es wie die meisten Katzen bevorzugt auf einem Baum oder Dachboden und döst vor sich hin, bis es Abends Zeit zum fressen wird.

Als ein Allesfresser ernährt sich der Musang nicht nur von kleineren Tieren, Eiern und Insekten, sondern nascht auch gerne Früchte und Beeren.

Die Niederländer brachten im 17. Jahrhundert die Kaffeepflanze nach Indonesien und eröffneten dort die ersten Plantagen. Dabei entdeckte der Fleckenmusang seine Vorliebe für die roten Kaffee-Kirschen. Jedoch verdauen sie nur das Fruchtfleisch und scheiden die Kaffeebohne in fast unveränderter Form wieder aus.

Edles Ersatz-Getränk

Bereits der deutsche Zoologe Alfred Brehm beschrieb 1883, wie die einheimischen Kaffee-Bauern in Indonesien regelmäßig die Katzen-Toiletten nach den ausgeschiedenen Bohnen absuchten.

Der angebaute Plantagenkaffee war ausschließlich für die Kolonialisten und zum Export vorgesehen. Die vorverdauten Bohnen allerdings, durften die Bauern für ihre eigenen Zwecke weiter verwerten und sich daraus einen Ersatz-Kaffee brühen.

Das war kein so schlechter Deal, wie es sich zunächst anhören mag.

Magen-Darm-Fermentation

Im Verdauungstrakt der Tiere durchlaufen die Kaffeekirschen eine Nassfermentation durch Enzyme. Gewisse Proteine werden abgebaut. Dies verändert den Geschmack und sorgt für das einzigartige Aroma:

Bitterstoffe werden gespalten, wodurch der Kaffee einen milderen und zugleich vollmundigen, etwas muffigen Eigengeschmack erlangt.

Der britische SchauspielerJohn Cleese beschreibt den Geschmack als „erdig, modrig, mild, sirupgleich, gehaltvoll und mit Untertönen von Dschungel und Schokolade“.

Die Bohne selbst ist durch eine dünne, aber sehr widerstandsfähige Pergamentschicht vor dem direkten Kontakt mit dem Magen-Darm-Inhalt der Katze geschützt.

In der weiteren Verarbeitung werden die aufgelesenen Bohnen von dieser Schicht befreit, gesäubert, getrocknet und geröstet. Dabei ist die Qualität immer noch von verschiedenen Faktoren abhängig und kann entsprechend stark schwanken.

Die Folgen der Dekadenz

Im Lauf der Zeit hat die besondere Art der Gewinnung und der erlesene Geschmack zu einer großen Nachfrage an dem Luxus-Getränk unter Genießern geführt. Deutschland ist inzwischen eines der Haupt-Import-Länder geworden.

Seine Einzigartigkeit und der entsprechend hohe Aufwand treibt den Preis in die Höhe und das verlockt leider auch zu extremen Maßnahmen.

Zum einen gibt es immer mehr Fälschungen auf dem Markt, die durch Zugabe von verschiedenen Lebensmittelaromen kaum vom Original zu unterscheiden sind.

Zum anderen haben Tierschützer und Organisationen wie “PETA” auf die schrecklichen Bedingungen hingewiesen, unter denen die Schleichkatzen immer noch eingefangen und gehalten werden. Zumeist werden sie in engen Gitterkäfigen in einer Massentierhaltung mit den Kaffeekirschen einseitig zwangsernährt. Dadurch kommt man besser und in größerem Umfang an ihren Kot heran.

Dies führt unter den Tieren zu Mangelerkrankungen, Stress und einer hohen Sterberate.

Als Konsument wird man aber oft mit dem falschen Versprechen von “Wildsammlungen” zum Kauf verleitet. So wird aus Schei*e sprichwörtlich Gold gemacht und das leider auf Kosten der armen Tiere.

Weiterentwicklungen

Die Schleichkatzen kommen im gesamten Raum von Süd- und Südostasien vor. So gibt es den entsprechend vergleichbaren Kaffee auf den Philippinen unter dem Namen “Kape Alamid” oder “Civet Coffee“, in Osttimor als “Kopi Laku” und in Vietnam als “Cà phê phân chồn” (übersetzte: Wieselkaffee).

Auch die von der äthiopischen Zibetkatze verdauten Kaffeebohnen weisen eine Ähnlichkeit in Geschmack und Charakteristika auf.

Um die Produktion kostengünstiger und effizienter zu machen, wird seit über 20 Jahren bereits nach einer alternativen Möglichkeit geforscht.

Im Jahr 1996 konnten deutsche Wissenschaftler im Auftrag des vietnamesischen Unternehmens “Trung Nguyen” sechs Enzyme im Verdauungstrakt der Schleichkatzen isolieren. Es wurde eine patentierte synthetische Lösung mit diesen Enzymen entwickelt, um den natürlichen Effekt nachzubilden.

Das New Yorker Startup Unternehmen “Afineur” ist ebenfalls ein großer Vorreiter und versucht die Herstellung zu revolutionieren. Sie handeln mit Kaffeebohnen, die durch synthetische Biologie neue Geschmacksrichtungen erlangt haben und das Tier gänzlich außen vor lassen.

Fazit für den Eigenbedarf

Wer sich als Kaffee-Liebhaber einen besonderen Gaumenschmaus gönnen möchte, muss heutzutage also nicht mehr auf die Ausscheidungen des Luwak zurück greifen. Und kann den Schleichkatzen getrost ihre gelegentlichen Naschereien auf den Plantagen gönnen, ohne gleich ihr Katzenklo auseinander zu nehmen.

Ich persönlich möchte dazu aufrufen, lieber die Petition gegen die Tierquälerei zu unterschreiben, als einen online-Lieferanten ausfindig machen zu wollen, dem man vertraut.

Sonst enthält der Kopi Luwak trotz bester Herstellung immer einen bitteren Beigeschmack durch die Ausbeutung. Man muss ja nicht jeden Schei* unterstützen!

Autor: SmileGlobetrotter

Quellen:

Ein Gedanke zu „Luwak – Kaffee liebende Katzen“

  1. Ich trinke Kaffee, renne aber nicht jeder Idee hinterher. Ist mir zu aufwändig.
    Ein schöner Italienischer Espresso mit Bohnen von südamerikanischen Kleinbauern.
    Passt.
    Gruss Steffen

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