Hattest du schon einmal einen Gehirn-Orgasmus? Wenn nicht, dann hast du vielleicht nur noch nie etwas von ASMR gehört und solltest diese Erfahrung schnellstens nachholen!
“Autonome Sensorische Meridian Reaktion” beschreibt die Wahrnehmung von einem intensiven, angenehmen Kribbeln am Kopf, das sich über den Nacken bis in die Arme ausbreiten kann. Auslösende Reize für dieses Gehirn-Kitzeln können je nach Person sehr unterschiedlich sein: bestimmte Geräusche, Bilder oder Bewegungen. Sie sind aber meistens von sozialer Natur und sehr intim, wie das leise Flüstern oder das Kämmen der Haare. Und die Erfahrung wird generell mit Entspannung und Zufriedenheit assoziiert.
Bekanntwerdung
Die ersten Berichte erschienen 2010 in Online-Communities der USA, wo Menschen über die prickelnde Erfahrung miteinander diskutierten und es noch keinen Namen für das Gefühl gab. Anschließend wurden Journalisten darauf aufmerksam. Über Soziale Medien und Fernsehen wurde die Öffentlichkeit über den “Gehirn-Orgasmus” informiert, 2012 auch erstmals im deutschsprachigen Raum.
Seither hat sich eine wachsende Anhängerschaft gefunden, die von sich selbst sagen, regelrecht süchtig nach der Empfindung zu sein. Kein Wunder also, dass sich inzwischen auch ein ganzer Youtube- und Porno-Bereich rund um dieses spezielle Phänomen etabliert hat. Einzelne Videos von ASMR-Künstlern mit ihren eigens kreierten Rollenspielen werden bereits millionenfach aufgerufen.
Wie fühlt sich ein Gehirn-Orgasmus an?
Die sogenannten “Tingles” entstehen typischerweise auf der Kopfhaut am Hinterkopf und ähneln einer elektrischen Entladung, die in Wellen kommt und über mehrere Minuten andauern kann. Durch bewusstes Lösen vom Reiz, kann dieses Gefühl aber auch unterbrochen werden.
Man könnte dieses Kitzeln mit der Gänsehaut verwechseln, die man auch beim Hören von Musik bekommt oder bei einer sehr emotionalen Erinnerung. Allerdings ist dies nicht das selbe und wird als “Frisson” bezeichnet. Es breitet sich im Gegensatz zur ASMR-Erfahrung tendenziell schnell und plötzlich im Körper aus und wird eher mit Aufregung oder Erregung verbunden.
Ebenfalls könnte man bei Rollenspielen und intimen Geräuschen dem Phänomen leicht eine erotische Note unterstellen. Meistens werden die ASMR-Videos von den Konsumenten allerdings zum Abbau von Stress oder zur Entspannung und zum besseren Einschlafen angehört. Dazu trägt auch bei, dass man sich hinlegen und Kopfhörer benutzen soll. Die gesamte Atmosphäre konzentriert sich auf die wenigen Sinneseindrücke und das Lösen von der realen Welt.
Wissenschaftliche Untersuchungen
Bisher gibt es nur wenig Forschung zu dem Thema und das meiste Wissen basiert auf Fragebögen von Menschen mit ASMR-Empfindungen. Man ist sich aber inzwischen über die Gültigkeit als eigene sensorische Erfahrung mit phänomenologischen Merkmalen einig und wird diese zukünftig wissenschaftlich weiter erforschen.
Zumal bisher schon ASMR-Stimuli dazu genutzt werden, um Symptome von Depressionen und/oder Angstzuständen vorübergehend abzuschwächen. Dies könnte neue Therapie-Formen ermöglichen.
Laut einer der wenigen Studien sind die Haupt-Trigger für eine ASMR-Erfahrung: Flüstern, die persönliche Aufmerksamkeit und knisternde Geräusche bei langsamen, sich wiederholenden Bewegungen.
Vielleicht gehen Menschen auch deshalb gerne zum Friseur, zur Massage oder in ein Nagel-Studio, weil sie sich dort genau diesem Erlebnis hingeben können.
Unter den haptischen Reizen, die dieses kribbelnde Gefühl auslösen können, gehört das Haare kämmen und Nagellack auftragen beim Gegenüber. So zieht der Stylist und Kosmetiker also auch selbst eine Befriedigung aus seiner Tätigkeit. Was für eine schöne Berufswahl dies doch ist. 😉
Ebenfalls als häufiger Auslöser genannt wird das Beobachten von anderen Menschen, wie sie z.B. etwas malen oder zubereiten. Dies erinnert doch sehr stark an beliebte Videos von Künstlern wie Bob Ross oder auch beliebte Kochshows. Wir kennen sicher alle diesen unerklärlichen und beruhigenden Sog, obwohl wir gar nicht selber vorhaben aktiv zu werden und etwas nachzumachen.
Interessant ist, dass eine erhöhte Offenheit für neue Erfahrungen bei den Probanden zu verzeichnen war. Dies wird mit Interesse, Unkonventionalität, künstlerischen oder ästhetischen Tendenzen und einer starken Empfindsamkeit assoziiert. Solche Menschen sind im Allgemeinen neugierig auf die Welt um sich herum und neigen möglicherweise zu lebhaften Fantasien oder Tagträumen.
Bist du empfänglich?
Bei Umfragen geben mehr als die Hälfte der Befragten an, dass sie sensibel auf solche Reize reagieren und ein Kribbeln spüren können.
Ich war natürlich sofort neugierig, dies auch für mich herauszufinden und wollte wissen ob ich derartige Empfindungen bei mir wecken kann. Dazu schaute ich mir ein paar typische ASMR-Videos mit versprochenen Tingles an.
Und was soll ich sagen? Manche Auslöser waren mehr und andere weniger wirksam. Zumindest muss man sich meiner Meinung nach, auf das Erlebnis erstmal einlassen und vermutlich kann man es sogar trainieren. Dann sorgt der Körper mit entsprechenden Reaktionen dafür, dass wir Freude an der Entspannung bekommen.
Bist du selbst neugierig geworden?
Dann hol dir ein paar Kopfhörer, mach es dir bequem und beobachte dich einmal selber, während du dich entspannt.
Autor: SmileGlobetrotter
Quellen: