Um den geplanten Segeltörn antreten zu können, musste ich auf den Kanarischen Inseln irgendwie zu dem kleinen Hafen gelangen, von wo es in die blauen Weiten gehen sollte. Und dies in einer Zeit wohlgemerkt, als es noch kein Google Maps oder andere hilfreiche Apps gegeben hätte. Ja, das ist schon lange her und ja, die Welt war damals noch viel größer.
Ziemlich planlos ging also der Plan los!
In einem Internetcafé hatte ich bereits herausfinden können, wie die Busstation hieß, an der ich aussteigen musste – oder besser gesagt: wie sie geschrieben wurde, denn mein Spanisch umfasste außer “Hasta la Vista” nur ein paar überlebenswichtige Begriffe aus dem Bereich der Lebensmittel.
Um dann zum Boot zu gelangen, fand ich sogar den richtigen Bus in die richtige Richtung. Damit waren schon einige mögliche Fehlerquellen ausgegrenzt – die zu einer anderen Zeit von mir gemacht werden wollten.
Allerdings gab es keinerlei Anzeigen oder Durchsagen und auch keine Beschilderung an den Haltestellen selber. Ich konnte noch nicht einmal die Stationen zählen, weil der Bus nur bei Bedarf hielt.
Generell schien das Liniennetz und das Busaufkommen auf Teneriffa recht flexibel gestaltet zu sein. Vermutlich versteht man dies unter der entspannten, südländischen Mentalität – die mich so gar nicht entspannen ließ.
Kurz vor einer Panikattacke erklärte ich schließlich dem Busfahrer mit Händen, Füßen und Augenaufschlag, dass er mich bitte an dem gewünschten Stop rauslassen soll. Er schien verstanden zu haben und ich suchte beruhigt einen schönen Fensterplatz, um den Ausblick bei der Fahrt über die Insel zu genießen.
Es war wirklich eine schöne Aussicht und eine verdammt große Insel!
Als das Meer allerdings in immer weitere Ferne rückte und die Zahl der Mitreisenden stetig kleiner wurde, ohne dass irgendein Signal von Seiten des Busfahrers kam, wurde mir irgendwann doch wieder etwas seltsam zu Mute. Es ging hoch in die Berge, von einem entlegenen Dorf zum noch entlegenerem.
Und plötzlich hielt das Reisegefährt auf einem einsamen Busparkplatz mitten im Nirgendwo mit mir als einzigem Fahrgast.
Der verdutzte Blick des Busfahrers, als er mich schließlich beim Aufstehen immer noch auf meinem Fensterplatz entdeckte, entsprach ziemlich genau meiner eigenen Empfindung.
Er hatte mich doch tatsächlich unterwegs einfach vergessen! Und ich hatte eine zwar schöne, aber dennoch unnötige Rundtour über die halbe Insel gemacht – während die Yacht irgendwo dort unten im türkisblauen Wasser auf seine Frauenquote wartete.
Zur Entschuldigung lud mich der etwas blass gewordene Spanier auf einen Kaffee ein in dem kleinen Häuschen nebenan: Pausenraum für all die Busfahrer und ihre vergessenen Gäste. Es herrschte eine ausgelassene Stimmung und auch wenn ich kein Wort verstand, war das herzhafte Lachen der Umstehenden doch ansteckend.
Auf dem Rückweg der selben Linie, etwa eine Stunde später, war mein Fahrer allerdings sichtlich erleichtert, als ich den Bus nun an der korrekten Stelle verließ und aus seiner Verantwortung verschwand. Ich ebenso!
So kam ich im Winter 2008 zu einer kostenlosen Rundfahrt samt Einblick in die lebhafte, kanarische Bus-Fahrer-Mentalität. Die unerwarteten Erlebnisse sind doch oft auch die schönsten! Aber mein Herz schlug höher, als ich endlich im Hafen ankam und die “Arehucas” auf dem spiegelblanken Wasser schaukeln sah.

Über das eigentliche Abenteuer, welches noch auf mich zukam, habe ich ein ausführliches Segel-Reise-Tagebuch verfasst. Hier könnt ihr es lesen:
https://smileglobetrotter.com/2023/03/04/logbuch-der-arehucas/
Autor: SmileGlobetrotter