Meeresleuchten – die Magie des Wassers

Was die Polarlichter im Norden sind, das ist das Meeresleuchten im Süden. Beides sind magische Naturschauspiele, die man wenigstens einmal im Leben gesehen haben sollte und mit Sicherheit nie wieder vergessen wird!

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Für mich hat die Entdeckung begonnen bei einem Abendspaziergang am Strand irgendwo in Südostasien. Dort, wo die Wellen den Sand berührten, tauchten immer wieder kleine leuchtende Punkte auf. Aber auch bei näherem Hinschauen konnte ich die Ursache nicht erkennen.

Schließlich breitete sich das Leuchten auch im Wasser immer großflächiger aus und wurde zu einem bunten Teppich, der im Meer zu schweben schien.

Ganz besonders beeindruckend war es allerdings, während dem Phänomen ins dunkle Wasser zu steigen. Mit jeder Bewegung leuchtet der eigene Körper und hinterlässt Spuren aus vielfarbigem Glitzer im Meer. Wenn man mit einer Taucherbrille dabei Unterwasser schwimmt, wähnt man sich im Weltall. Es ist Schwarz um einen herum mit tausenden blinkender Sterne und man selbst leuchtet mittendrin wie ein Komet samt Schweif aus Sternenstaub. Wirklich atemberaubend und irgendwie außerhalb von Raum und Zeit.

Es ist ein Moment, der sich ewig dehnt und ins Gedächtnis brennt…

Die Bio-Chemie hinter dem Naturwunder

Das Phänomen des “Meeresleuchtens” wird auch als biologische oder marine Biolumineszenz bezeichnet. Es tritt auf, wenn lebende Organismen im Meer chemische Reaktionen in ihren Zellen hervorrufen, die Licht emittieren.

Das Meeresleuchten wird hauptsächlich von winzigem einzelligen Plankton verursacht, insbesondere von Dinoflagellaten und Phytoplankton. Diese Organismen besitzen spezielle Strukturen oder Enzyme in ihren Zellen, die Licht erzeugen, wenn sie mechanisch oder chemisch stimuliert werden. Die genauen Mechanismen variieren je nach Organismus, aber in der Regel werden chemische Reaktionen wie die Oxidation von Luciferin genutzt, um Energie in Form von Licht freizusetzen.

Das Meeresleuchten kann in unterschiedlichen Farben auftreten, darunter blau, grün, rot und sogar violett. Manchmal kann es auch zu einem phosphoreszierenden Effekt kommen, bei dem das Licht nach dem ursprünglichen Ereignis weiterhin sichtbar ist.

Es gibt verschiedene Gründe, warum Organismen im Meer biolumineszieren. Hauptsächlich deshalb, um potenzielle Beute anzulocken oder Raubtiere abzuschrecken. Es kann auch bei der Kommunikation zwischen den Lebewesen eine Rolle spielen, beispielsweise um Partner anzuziehen oder Rivalen zu vertreiben. Zudem wird angenommen, dass das Meeresleuchten zur Tarnung beiträgt.

Am Tag leuchten die Organismen übrigens nicht, denn sie können Tag von Nacht unterscheiden. Tagsüber sind ihre Lichtblitze kaum sichtbar und wären eine Verschwendung von Energie.

Allerdings gibt es das Phänomen der “Roten Tide” – eine Form der Algenblüte, wenn viele der Dinoflagellaten tagsüber an der Wasseroberfläche schwimmen und durch deren eigene Farbe das Wasser lachsrosa färben.

Die Rote Tide

Da die rote Verfärbung auf viele Algen hindeuten, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass an diesen Stellen nachts Meeresleuchten auftritt. So kann man erkennen, ob es sich lohnt, auf ein “Wunder” zu hoffen.

Allerdings gibt es wie bei vielen Naturwundern auch eine Schattenseite, denn die rote Tide ist mitunter giftig – auch für den Menschen.

Sie tritt bei einer schnellen und starken Vermehrung der Dinoflagellaten auf. Diese kann die Folge von zu viel Dünger mit Stickstoff und Phosphor aus der Landwirtschaft sein. Er fördert ein bestimmtes Bakterium – Cyanobakterien – welche als Nahrung für die bereits existierenden Algen dienen.

Auch gewaltige Staubwolken aus der Sahara können Auslöser einer Roten Flut sein. Denn die bei ihrer Reise um den Globus voran getriebenen Sandkörnchen enthalten jede Menge Eisen. 

Das Gefährliche an der roten Tide ist, dass die Dinoflagellaten ein Nervengift produzieren. Über dem Meer schwebt deshalb eine Giftgaswolke, welche sowohl Tiere und Menschen lähmen würde, die hinein geraten. Es kann außerdem zu Reizungen der Schleimhäute, Atemprobleme und Gedächtnisstörungen führen.

Nicht jede Algenart verursacht indes toxische Verbindungen.

Berühmte Berichte

Die besonderen Lichteffekte tauchten immer wieder in historischen Berichten von Seeleuten auf. Christian Friedrich Hebbel hält in seinem Gedicht „Meeresleuchten“ aus dem 19. Jahrhundert zum Beispiel die römische Göttin Venus für die Ursache des Leuchtens; andere Legenden erzählen, dass Neptun seine Finger im Spiel hat.

Auch in der Belletristik wird das Naturspektakel erwähnt. Zum Beispiel in Jules Vernes Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer oder dem 1962 erschienen Kinderbuch Jim Knopf und die Wilde 13 von Michael Ende. Spätestens durch “The Beach” mit Leopnardo DiCaprio sollte jeder schon einmal davon gehört haben. Auch in der Verfilmung von “Life of Pi” gibt es eine beeindruckende Szene mit dem Meeresleuchten.

Orte der Magie

Dieses faszinierende Phänomen kann in verschiedenen Bereichen des Ozeans beobachtet werden, von küstennahen Gewässern bis hin zu den Tiefen des Meeres. Es gibt spezielle Orte auf der Welt, an denen es Leuchten besonders vermehrt auftritt.

Ein bekanntes Beispiel ist die “Biolumineszenzbucht” auf der Insel Vieques in Puerto Rico. Dort lockt das Meeresleuchten jährlich Tausende von Besuchern an. Touristen haben die Möglichkeit, Bootstouren oder Kajakfahrten des Nachts zu unternehmen. 2006 bekam die Mosquito Bay einen Eintrag in das Guinessbuch der Rekorde. In 4,5 Litern Wasser können bei guten Bedingungen bis zu 700.000 Dinoflagellaten leben. Das liegt unter anderem an dem Nahrungsangebot.

Auch an anderen Orten auf der Welt, wie in einigen Küstenregionen Australiens, wird das Meeresleuchten als touristische Attraktion vermarktet. Hier können Besucher an geführten Touren teilnehmen oder an speziellen Stränden das Leuchten beobachten und filmen.

Es gibt sogar Berichte und gelegentliche Sichtungen von Meeresleuchten in Deutschland an der Nordsee, hauptsächlich bei der Insel Sylt. Besonders in den Sommermonaten, wenn das Wasser etwas wärmer ist, können unter bestimmten Bedingungen biolumineszente Organismen auftreten. Bei ruhiger See und in abgelegenen Bereichen mit weniger Lichtverschmutzung ist die Chance höher. Und trotzdem gehört eine gehörige Portion Glück dazu!

Autor: SmileGlobetrotter

Quellen:

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