
Der allseits beliebte Käpt’n Blaubär ist ins Visier von polizeilichen Ermittlungen geraten. Was als harmloses Erzählen von Gutenacht-Geschichten begann, hat sich zu einer gehörigen Lügensuppe entwickelt, die er nun auslöffeln soll.
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Der charmante Seebär mit blauem Fell hat Generationen von Kindern mit seinen “Lach- und Sachgeschichten” verzaubert. Doch der Schatz entpuppt sich als bloßes Katzengold. Hinter den märchenhaften Erzählungen verbirgt sich eine dunkle Wahrheit – der nette Großvater scheint ein notorischer Lügner zu sein!
In Wirklichkeit hat er zu Lebzeiten mit seinem Butter-Kutter noch nie den sicheren Hafen verlassen. Und der angebliche Leichtmatrose an seiner Seite hat vom Segeln so viel Ahnung wie eine Kuh vom Mäusemelken, es handelt sich dabei wohl eher um eine Landratte.
Die Enkel wollen Kapitän Lügenbär deswegen nun endlich zur Verantwortung ziehen.
Jahrelang haben sich die drei Bärenkinder Gelb, Grün und Rosa die fantastischen Geschichten ihres Opas angehört. Und immer wieder konnte er sie von dem Wahrheitsgehalt seiner abstrusen Behauptungen überzeugen, indem genau zum rechten Zeitpunkt die ungewöhnlichsten Beweise auftauchten.
So berichtete er unteranderem von sprechenden Fischstäbchen, fliegenden Pfannkuchen, sauren Seegurken, der Klabauterfrau, der Putzfraueninsel, dem Ei-Land und dem Briefwal.
Doch schließlich wurde es den Enkeln zu bunt und sie meuterten.
Nachdem der älteste unter ihnen selbst auf See angeheuert hatte, musste er zahlreiche Enttäuschungen erleben, weil die erwarteten Abenteuer ausblieben. Die drei inzwischen erwachsenen Bärengeschwister haben sich dazu entschlossen, die Polizei einzuschalten, um dem ganzen Lügensumpf auf den Meeresgrund zu gehen.
Ein Insider, der nicht als Hein Blöd erkannt werden möchte, erklärt: “Anfangs weer dat blots lütte Annekdoten, ‘n beten schnacken von unsre Reisen. Aver denn weer allens immer ut’n Pöttjepakk: grooste Wale, deepste Ozeane, monströöste Kreaturen – reine Pillepalle!””
Die Polizei steht vor unzähligen, ungelösten Rätseln und fürchtet, dass der Räubär bereits über alle sieben Weltmeere geflüchtet ist. Allerdings gibt es Zeugen, die einen Schnappschuss von ihm im nahegelegenen Großstadt-Dschungel machen konnten. Die Fahndungsabteilung hat daraufhin wieder die Anker gelichtet und Segel gesetzt.
Das Ganze kommt einem wie ein Puppenspiel vor. Der Lügenbold konnte als blinder Passagier viele Jahre lang in der Sendung mit der Maus einen fraglichen Ruhmesschatz erbeuten. Inzwischen wurden ganze Filme, Musicals und Comics ihm zu ehren gehisst. Man gründete den Käptn Blaubär-Club und Miniclub. In regelmäßigen Magazinen wurden seine Seebär-Geschichten veröffentlicht und seine skurile Rezeptesammlung aus allen Gewässern der Welt in einem Kuchbuch für Möchtegern-Piraten veröffentlicht – was manch einem nun nach bloßem Schiffszwieback schmecken dürfte.
Während die Polizei weiterhin dem flüchtigen Kapitän hinterher rudert und sich keinen Bären aufbinden lassen will, hinterlassen seine Ammenmärchen auch weiterhin einen bleibenden Eindruck in den unbedarften Köpfen zahlreicher fantasiebegabter Menschen.
Vielleicht kommt bei jedem Kind irgendwann die Zeit, eine Grenze zwischen wilder Fiktion und grauer Realität zu ziehen, aber so lange es möglich ist, wäre das Träumen von Atlantis dem Ernst eines Bermuda-Dreiecks doch vorzuziehen .
Käpt’n Blaubär wird immer eine Galionsfigur des deutschen Fernsehens bleiben – ein Seefahrer, der auf den Wellen seiner Vorstellungskraft gesegelt ist und uns alle ins Meer der Möglichkeiten hat eintauchen lassen.
Autor: SmileGlobetrotter
(Achtung! Dies ist Satire, sie sollte Schmunzeln und nicht Aufregen lassen.)