Es gibt einen Ort in der Schweiz, wo die Idylle von Heidis Welt real wird: frische Bergluft, pittoreske Häuschen und das ferne Läuten von Ziegenglocken. Im Heididorf können Touristen in die magischen Seiten von Johanna Spyris berühmtem Werk eintauchen.
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Mit dicken Wanderstiefeln und in freudiger Erwartung der Schweizer Delikatessen, machte ich mich auf zu einem Spaziergang durch die Zeilen eines der berühmtesten Kinderbücher. Mit dem steten Bergpanorama im Hintergrund, das direkt einer Leinwand entsprungen zu sein schien, erwachte eine bezaubernde Geschichte vor meinen Augen zum Leben.

Auf sanften Hügeln zwischen den saftigen Almwiesen reckt das Heidihaus seine Fassade in die Höhe, als ob es die Jahrzehnte seit seiner Erschaffung mit einem Lächeln auf dem Gesicht überdauert hätte. Und wenn man das Großvaterhaus betrittst, ist es, als ob der mürrische Almöhi jeden Augenblick aus der Tür treten könnte, bereit, mit dir über das Leben, die Berge und vielleicht sogar Käse zu plaudern.
Als Literatur zur Realität wurde
Die Idee, die Welt von Heidi greifbar zu machen, entstand aus einer tiefen Wertschätzung für die zeitlose Geschichte und ihre Verbindung zur schweizerischen Kultur.
Es war in den Jahren nach der Veröffentlichung von Johanna Spyris Klassiker “Heidi”, als der Gedanke aufkam, dass die Schönheit der Alpenlandschaft, in der die Erzählungen spielen, nicht nur auf den Seiten eines Buches existieren sollte.
Der Schweizer Unternehmer Willy Michel war einer der Hauptinitiatoren und Visionäre hinter dem Heididorf. Seine Leidenschaft für die Heidis Welt führten zur Realisierung dieses Projekts.
Im Laufe der Zeit wurden historische Gebäude identifiziert, die als Inspiration für die Kulissen von Heidis Abenteuer dienten. Diese Gebäude wurden sorgfältig restauriert oder nachgebaut, um die Authentizität der Umgebung zu bewahren. Jeder Balken, jedes Fenster und jeder Ziegelstein trug dazu bei, das Gefühl einzufangen, das Leser über Generationen hinweg bei den Heidi-Büchern verspürt haben. Alles wurde so gestaltet, dass es dem Stil der Zeit um 1880 entsprach, in der Heidi lebte.
Das Heididorf wurde offiziell im Jahr 1998 für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Es liegt in Maienfeld, im Kanton Graubünden, im Osten des Landes – was bereits als Heidiland betitelt wird.

Aktiv und interaktiv in das Buch eintauchen
Stell dir vor, du könntest hautnah miterleben, wie Heidi ihren Großvater dazu bringt, Ziegenkäse zu essen. Oder wie sie zwischen den Ziegen und dem Geißen-Peter über die Almwiesen hüpft. Im Heididorf werden regelmäßig interaktive Vorführungen und Darstellungen aufgeführt, bei denen Schauspieler in historischer Kleidung die Charaktere zum Leben erwecken. Diese Aufführungen bieten eine einzigartige Möglichkeit, die Geschichten zu erleben und Teil der Handlung zu werden.
Die Umgebung des Heididorfs ist von atemberaubender Schönheit geprägt und es gibt verschiedene Wanderwege, die einen durch die idyllische Alpenlandschaft führen. So kann man sprichwörtlich auf den Spuren von Heidi wandern und ihre Liebe für die Landschaft nachfühlen.
Das Heididorf bietet auch Workshops und Aktivitäten speziell für Kinder an. Von Bastelkursen bis hin zu Schatzsuchen und interaktiven Lernmöglichkeiten – junge Besucher können sich aktiv in die Welt von Heidi einbringen und dabei spielerisch etwas über die Kultur und Traditionen der Region erfahren.
Eine Besonderheit ist außerdem die kleinste Poststelle der Schweiz mit eigenem Heidi-Stempel. Wer möchte da nicht plötzlich seinen Liebsten einen Brief schreiben?

Aber das schönste im Dörfli sind zweifellos die Rekonstruktion des Heidihäuschens und des Großvaterhauses. Du kannst das Haus erkunden, in dem Heidi und ihr Großvater lebten, und die bescheidene, aber herzliche Atmosphäre spüren.
Eine weitere, faszinierende Nachbildungen ist die Schule, die eine bedeutende Rolle in den Heidi-Geschichten spielt. Hier können Besucher nicht nur die Kulisse bewundern, sondern auch die Möglichkeit nutzen, wie Heidi in den Alpen zu lernen und zu spielen.
Die Architektur und Einrichtung der Schule spiegeln die schlichte Eleganz der ländlichen Schulen des 19. Jahrhunderts wider. Wie bei anderen Attraktionen im Heididorf werden auch hier lebendige Darstellungen aufgeführt, bei denen Schauspieler historische Schulstunden nachstellen. Dies ermöglicht den Besuchern, sich in die Schulbank von Heidi zu setzen und das Bildungssystem jener Zeit hautnah zu erleben.
Ob man allerdings dadurch mehr Lust auf Schule bekommt (und noch dazu in den Ferien), ist eine ganz andere Frage.
Eine Geschichte wird zum Begegnungsort
Das Heididorf ist ein ausgezeichnetes Beispiel für Literaturtourismus, bei dem die Attraktion auf den Spuren einer bekannten literarischen Figur oder Geschichte basiert. Es zeigt, wie Literatur dazu verwendet werden kann, Touristen aus aller Welt anzuziehen und gleichzeitig kulturelles Erbe zu bewahren.
Ich habe jedenfalls Lust bekommen, mich mal wieder in das Buch zu vertiefen und meine Erinnerungen mit den Eindrücken abzugleichen.
Autor: SmileGlobetrotter
Quellen: