Urbane Kunst auf dem Teufelsberg

Wenn du das wahre Berlin kennenlernen möchtest, abseits von touristischen Hotspots und aufpolierten Einkaufsstraßen, dann bietet der Teufelsberg eine faszinierende Kombination aus Geschichte, Streetart und surrealer Atmosphäre. Dieser markante Hügel und Lost Place im Grunewald verkörpert die rebellische und kreative Seele der Hauptstadt.

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Wie so häufig, hat sich mir ein wahrer Schatz durch zufällige Umstände offenbart. Bei einem Fahrrad-Ausflug im Grunewald – Waldgebiet des Jahres 2015 – kam ich nicht umhin, das markante Gebäude auf der zweithöchsten Erhebung Berlins zu erblicken. Und von Neugierde getrieben, habe ich den Aufstieg zum 120m hohen Teufelsberg gewagt, um seine Geheimnisse zu erkunden. Ich verrate schon so viel: es hat sich gelohnt!

Ein Name, der Geschichte schrieb

An der Stelle des künstlichen Berges befand sich zu Zeiten des Nationalsozialismus der Rohbau der Wehrtechnischen Fakultät, die im Rahmen des nationalsozialistischen Projektes der Welt- und Reichshauptstadt Germania fertiggestellt werden sollte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde dieser Bau gesprengt und das Areal in eine Schutt-Deponie verwandelt, als der Wiederaufbaus von Berlin stattfand. Insgesamt wurden 25 Millionen m³ Trümmer aufgeschüttet, die hauptsächlich aus den zerbombten Gebäuden der Stadt stammen.

Während der Entstehung wurde er offiziell “Großer Feldberg” genannt. Der Name war jedoch nicht weit verbreitet und wurde von den Berlinern kaum verwendet. In den 1950er Jahren begannen die Einheimischen, den Hügel umgangssprachlich als “Teufelsberg” zu bezeichnen.

Es gibt verschiedene Geschichten darüber, wie der Name entstand. Eine Legende besagt, dass der Teufel die Trümmer in einer einzigen Nacht aufgeworfen habe. Eine andere Theorie besagt, dass der Hügel aufgrund seiner ungewöhnlichen Form und der makabren Grundmaterialien von Gebäuderesten und Bombenopfern als “teuflisch” angesehen wurde.

Obwohl der Name ursprünglich informell war, hat er sich im Laufe der Zeit etabliert und wurde schließlich auch offiziell als “Teufelsberg” anerkannt. Heutzutage wird der Hügel fast ausschließlich unter diesem Namen geführt. Passend dazu gibt es noch den Teufelssee und das Moor Teufelsfenn im Grunewald.

Es war eine Nutzung als Freizeitgelände mit Skihang und Rodelbahn geplant. Stattdessen wurde in den 1960er Jahren auf dem Teufelsberg ein Abhörstützpunkt der US-amerikanischen National Security Agency (NSA) errichtet. Die anfangs mobile Station wurde durch eine feste Installation ersetzt, der Teufelsberg bekam sein bis heute erhaltenes Erkennungsmerkmal: die fünf “Radome”, eine große kuppelförmige Struktur, um die Abhörantennen zu schützen und zu verbergen.

Nach dem Ende des Kalten Krieges wurde der Abhörstützpunkt auf dem Teufelsberg aufgegeben. Die Radaranlagen konnten noch eine Zeit lang als zivile Luftüberwachung für den Flugverkehr genutzt werden. Zwischenzeitlich war die ehemalige Abhörstation an einen privaten Investor verkauft worden. Die Planungen für eine exklusive Wohnanlage, ein Museum sowie ein Hotel- und Tagungszentrum scheiterten aber zum Glück.

Seitdem ist das Gelände größtenteils verlassen und verfällt allmählich. Immer wieder wurden die Gebäudereste als Leinwand für Graffiti- und Straßenkünstler genutzt. Erst seit 2010 ist es wieder einem geregelten Besucherstrom zugänglich und seit Oktober 2018 steht der gesamte Teufelsberg unter Denkmalschutz.

Trotz oder gerade wegen seines verfallenen Zustands ist der Teufelsberg zu einer beliebten Touristenattraktion geworden. Es gibt geführte Touren, bei denen Besucher die Geschichte des Ortes erfahren und das Gelände erkunden können. Der einzigartige Mix aus Natur, urbaner Kunst und historischem Erbe macht den Teufelsberg zu einem faszinierenden Ort.

Aufgrund seiner erhöhten Position bietet er außerdem einen beeindruckenden Blick über Berlin mit seinen Wahrzeichen wie dem Funkturm und dem Fernsehturm neben dem grünen Umland.

Eine bewegte Kunstszene

Inzwischen befindet sich auf dem verlassenen Gelände die größte Graffiti-Galerie ihrer Art in ganz Europa mit einer Fläche von 48.000 m² auf fünf Etagen. 

Dazu beigetragen hat sicher auch das geplante Artbase Festival 2012, welches aber wegen mangelnder Sicherheitsvorkehrungen kurzfristig von den Behörden untersagt wurde. Einige der Streetart-Werke sind in Vorbereitung auf das Event von bekannten Künstlern geschaffen worden, während andere von lokalen Talenten stammen.

Die Kunst auf dem Teufelsberg ist nicht statisch, sondern unterliegt ständigen Veränderungen, da neue Künstler ihre Werke hinzufügen und ältere übermalt werden – auch wenn diese Aktionen oft als illegal angesehen werden. Dies verleiht dem Ort eine gewisse Dynamik und sorgt dafür, dass bei jedem Besuch neue Kunstwerke entdeckt werden können. Es ist ein wesentlicher Aspekt, der die einzigartige Atmosphäre des Ortes ausmacht.

Wir konnten auch nicht umhin, eine winzige Spur zu hinterlassen und etwas zum Gesamtkunstwerk beizutragen: ein kleines Band, das beständig unsere guten Wünsche dem Wind flüstert.

Autor: SmileGlobetrotter

Quellen:

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